Durch die Abschaltung der ISDN-Telefonnetze und die Einführung von Voice over IP (VoIP) für privates wie berufliches Telefonieren sind Begriffe wie SIP und SIP-Trunk in aller Munde. Wer eine Telefonanlage per IP an das öffentliche Telefonnetz anschließen möchte, muss sich mit dem Thema SIP-Trunking näher beschäftigen. In diesem Beitrag erklären wir Ihnen, was ein SIP-Trunk ist, wie er funktioniert und welche Vorteile er bietet. Ein Beispiel verdeutlicht den sinnvollen Einsatz. Der abschließende FAQ-Bereich beantworten Ihnen die wichtigsten Fragen in diesem Umfeld.
Was ist ein SIP-Trunk und wie funktioniert er?
Der Begriff SIP-Trunk setzt sich aus dem Kürzel „SIP“ und dem englischen Wort „Trunk“ zusammen. SIP ist das Akronym für Session Initiation Protocol und benennt ein standardisiertes Protokoll für IP-basiertes Telefonieren. Das Wort Trunk ist im Telekommunikationsumfeld die Bezeichnung für eine gebündelte Leitung mit mehreren einzelnen Kanälen. Mit diesen Erklärungen wird schnell die Bedeutung des Begriffs SIP-Trunk klar.
Ein SIP-Trunk verbindet eine Telefonanlage IP-basiert über das Session Initiation Protocol mit einem Telefonieanbieter. Der Trunk löst ISDN-basierte Telefonanlagenanschlüsse ab. Auf dem SIP-Trunk können mehrere Nebenstellen gleichzeitig eingehende oder ausgehende Telefonverbindungen aufbauen und Telefonate führen. Im Gegensatz zu einem Standard-SIP-Account sind die Endgeräte nicht einzeln mit ihrer Durchwahlrufnummer beim Telefonieanbieter registriert. Der SIP-Trunk koppelt die komplette VoIP-fähige Telefonanlage mit allen Nebenstellen mit dem Telefonieanbieter und weist der Anlage einen oder mehrere Rufnummernblöcke zu. Die lokale Zuordnung der Rufnummern zu den verschiedenen Nebenstellen ist nach wie vor auf der Telefonanlage konfiguriert. Die Anzahl paralleler Gespräche ist nicht wie bei einem ISDN-Anlagenanschluss fest vorgegeben und durch den ISDN-Standard auf zwei oder 30 Kanäle begrenzt. Sie hängt von der für den Trunk zur Verfügung stehenden Bandbreite, der Kapazität der IP-Telefonanlage und den bereitgestellten Kanälen des Telefonieanbieters ab.
Alle Daten der VoIP-Signalisierung und der Sprachkommunikation werden auf dem SIP-Trunk in IP-Pakete verpackt und mit dem Internetprotokoll übertragen. Die Aufgabe, die Sprachverbindungen aufzubauen, zu steuern und wieder abzubauen, übernimmt das Session Initiation Protocol. Ein wichtiger Unterschied zum ISDN-Anlagenanschluss ist, dass der SIP-Trunk nicht als exklusive Leitung realisiert sein muss. Er lässt sich grundsätzlich auf beliebigen IP-basiert arbeitenden Datenleitungen einrichten. Diese Datenleitungen können neben den SIP-Trunk-Daten noch weitere Daten übertragen. Häufig sind SIP-Trunks auf den breitbandigen Internetzugängen der Unternehmen eingerichtet. Die Internetverbindungen lassen sich auf diese Weise vielseitig für die Übertragung von Daten, Sprache oder Video nutzen.
Die Vorteile eines SIP-Trunks
Ein SIP-Trunk bietet im Vergleich zum herkömmlichen ISDN-Telefonanlagenanschluss zahlreiche Vorteile. Die Anzahl der auf dem Trunk verfügbaren Kanäle ist nicht fix vorgegeben, sondern lässt sich flexibel dem Telefonaufkommen des Unternehmens anpassen. Kanäle lassen sich durch einfaches Zubuchen ergänzen. Darüber hinaus ist der SIP-Trunk ortsunabhängig und die zugeordneten Rufnummernblöcke bleiben beim Standortwechsel unverändert nutzbar.
Weitere Vorteile sind kurz zusammengefasst folgende:
- große Auswahl an Anbietern von SIP-Trunks
- hoher Wettbewerbsdruck führt zu günstigen Gesprächsgebühren
- Reduzierung der Kosten des Betriebs einer Telefonanlage am Telefonnetz
- einfache Zuordnung von zusätzlichen lokalen oder internationalen Rufnummern und Rufnummernblöcken
- vorhandene VoIP-fähige Telefonanlagen lassen sich ohne ISDN-Anlagenanschluss weiter betreiben
- intuitiv bedienbare, webbasierte Benutzeroberflächen zur Konfiguration der SIP-Trunks
- Zusatzdienste wie Verschlüsselung oder automatische Backup-Umschaltungen möglich
- einfache Integration von Unified-Communications-Lösungen
Beispielszenario für den Einsatz eines SIP-Trunks
Ein häufig vorzufindendes Szenario für den Einsatz eines SIP-Trunks ist der Weiterbetrieb der vorhandenen Telefonanlage nach der Abschaltung des ISDN-Telefonnetzes beziehungsweise des ISDN-Anlagenanschlusses. Viele Telefonanlagen sind bereits VoIP-fähig oder lassen sich mit wenig Aufwand beispielsweise über ein Gateway (IP-/ISDN-Wandler) VoIP-fähig machen. Der SIP-Trunk ersetzt den ISDN-Anlagenanschluss und verbindet die Telefonanlage mit dem Telefonieanbieter und dem öffentlichen Telefonnetz. Die Telefonanlage und die komplette Telefonieinfrastruktur mit all ihren Nebenstellen lässt sich unverändert weiter betreiben. Gleichzeitig profitiert das Unternehmen von den Vorteilen und günstigen Verbindungsentgelten der Internettelefonie. Jedoch ist der Einsatz eines IP-/ISDN-Wandlers lediglich als Übergangslösung zu empfehlen, da diese Anschaltvariante sehr häufig zu Störungen wie einseitige Verständigung, Gesprächsabbrüche und Fehlern bei der Faxübertragung führen kann. Besser ist es, an den SIP-Trunk eine reine VoIP-Telefonanlage direkt anzuschließen – schließlich ist der IP-Anschluss dafür vorgesehen.
Nach der Anbindung der Anlage per SIP-Trunk lässt sich die Telefonielösung des Unternehmens in weiteren Schritten ohne Zeitdruck modernisieren und zukunftsfähig gestalten. Die Nebenstellen können nach und nach durch IP-basierte Hardware- oder Software-Telefone ersetzt werden. Selbst die komplette Umstellung auf eine cloudbasierte Telefonanlage und die Integration von Unified-Communications-Lösungen ist ohne großen Aufwand möglich. Das Unternehmen profitiert in vollem Umfang von der Flexibilität und der Funktionsvielfalt der IP-Telefonie.
1) Für was steht das Kürzel VoIP?
VoIP ist das Akronym für Voice over IP. Es steht für die Technik der IP-basierten Telefonie. Sprachverbindungen lassen sich mit VoIP über beliebige IP-Netze wie das Internet aufbauen. Im Vergleich zur klassischen analogen oder ISDN-basierten Telefonie bietet die Technik viele zusätzliche Komfortmerkmale und Funktionen.
2) Für was steht das Kürzel SIP?
Das Akronym SIP steht für Session Initiation Protocol. Es handelt sich um ein standardisiertes Protokoll zum Auf- und Abbau und zur Steuerung von IP-basierten Kommunikationsverbindungen. Die Verbindungen sind nicht auf die Telefonie beschränkt und können auch Videos und andere Daten übertragen
3) Welche Bandbreite benötigt ein SIP-Trunk?
Pro Telefonkanal sollte ein SIP-Trunk eine Bandbreite von mindestens 80 bis 100 Kilobit pro Sekunde im Up- und Download vorhalten. Sollen über den SIP-Trunk zum Beispiel bis zu 100 parallele Gespräche geführt werden, ist eine Bandbreite von circa 10 Megabit pro Sekunde ausreichend.
4) Ist ein SIP-Trunk zuverlässig?
Ein SIP-Trunk kann mit einer hohen Verfügbarkeit betrieben werden. Er lässt sich über Backup-Leitungen absichern und bei Problemen mit IP-basierten Routingmechanismen automatisch umschalten.
5) Welche Voraussetzungen sind für den Betrieb einer Telefonanlage über einen SIP-Trunk zu erfüllen?
Ist die Telefonanlage SIP- beziehungsweise VoIP-fähig, kann sie über einen SIP-Trunk mit einem Telefonieanbieter gekoppelt werden. Für nicht kompatible Anlagen sind spezielle Gateways verfügbar, die praktisch jede Telefonanlage SIP-Trunk-fähig machen.
6) Können die bisherigen Telefonnummern über den SIP-Trunk weiter genutzt werden?
Die bisherigen Telefonnummern lassen sich problemlos zum VoIP-Provider mitnehmen. Dem SIP-Trunk können vorhandene und neue Rufnummernblöcke zugewiesen werden.
7) Muss ich mich für ISDN oder SIP-Trunk entscheiden?
Nein. Mit Hilfe sogenannter Hybrid-Lösungen sind Anlagen parallel mit ISDN und SIP-Trunk betreibbar.
8) Wie wird eine IP-Telefon mit der VoIP-Telefonanlage verbunden?
Ein SIP-fähiges IP-Telefon benötigt keinen analogen oder ISDN-basierten Telefonanschluss mehr. Es wird an einem LAN-Port angeschlossen und kommuniziert per IP mit der Telefonanlage. Auf jedem PC oder Laptop lässt sich ein softwarebasiertes IP-Telefon einrichten.
9) Wie ist sichergestellt, dass bei hohem Datenaufkommen die Sprachqualität der Telefonie nicht leidet?
VoIP-Daten können in den IP-Netzen und auf den Datenleitungen, auf denen der SIP-Trunk eingerichtet ist, mit IP-Mechanismen priorisiert werden.